Erste Hilfe bei Festnahme:
Was tun, wenn ich verhaftet werde?
Eine Festnahme ist eine Ausnahmesituation. Viele Betroffene sind überrascht, verunsichert und wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen. Doch gerade in diesen Momenten ist es entscheidend, ruhig zu bleiben und die eigenen Rechte zu kennen. In diesem Beitrag erklären wir, was Sie tun sollten – und was Sie unbedingt vermeiden müssen –, wenn Sie verhaftet werden.
1. Ruhe bewahren – keine Gegenwehr!
So nachvollziehbar die emotionale Reaktion auch ist: Leisten Sie keinen Widerstand. Schon leichte körperliche Gegenwehr kann als „Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte“ (§ 113 StGB) strafbar sein – und das führt unter Umständen zu einem weiteren Verfahren.
Tipp: Bleiben Sie höflich und sachlich, auch wenn die Situation belastend ist. Sie dürfen sich wehren – aber nur mit den Mitteln des Rechts.
2. Schweigen ist Ihr gutes Recht
Sie sind nicht verpflichtet, sich zur Sache zu äußern – und das sollten Sie auch nicht tun, bevor Sie mit einem Anwalt oder einer Anwältin gesprochen haben. Aussagen in der Hitze des Gefechts können falsch verstanden, protokolliert oder später gegen Sie verwendet werden.
Wichtig:
Sie müssen lediglich Angaben zu Ihrer Person machen:
-
Name
-
Geburtsdatum
-
Anschrift
-
Staatsangehörigkeit
Alles Weitere? – Schweigen. Und sagen Sie das ruhig offen:
„Ich möchte zunächst mit einem Anwalt sprechen und mache zur Sache keine Angaben.“
3. Recht auf einen Anwalt nutzen
Sie haben jederzeit das Recht, einen Verteidiger zu kontaktieren – auch bei einer Festnahme. Bestehen Sie freundlich, aber bestimmt darauf. Die Polizei darf Ihnen das nicht verweigern.
Tipp: Haben Sie im Handy oder Portemonnaie die Kontaktdaten eines Strafverteidigers griffbereit. In dringenden Fällen kann auch ein Notdienst über die örtliche Anwaltskammer vermittelt werden.
4. Festnahmeprotokoll und Haftbefehl
Wurden Sie ohne richterlichen Beschluss festgenommen, muss Ihnen innerhalb von 48 Stunden ein Haftrichtervorgeführt werden. Der Richter entscheidet, ob Sie freigelassen oder in Untersuchungshaft genommen werden.
Verlangen Sie Einsicht in den Haftbefehl und das Festnahmeprotokoll. Diese Unterlagen enthalten wichtige Informationen für Ihre Verteidigung.
5. Keine „Deals“ mit der Polizei eingehen
Polizeibeamte fragen oft:
„Wenn Sie jetzt reden, können wir es einfacher machen.“
Lassen Sie sich auf solche Aussagen nicht ein – die Polizei entscheidet nicht über das Strafmaß. Nur ein Gericht tut das – und nur ein Strafverteidiger kann Ihre Rechte effektiv wahren.
6. Was Angehörige tun können
Wenn jemand aus Ihrem Umfeld festgenommen wurde:
-
Bleiben Sie erreichbar.
-
Kontaktieren Sie sofort einen Strafverteidiger.
-
Geben Sie keine Informationen an Dritte weiter.
-
Fragen Sie bei der Polizei nicht zu forsch nach – sie ist nicht verpflichtet, Auskünfte zu erteilen.
Fazit: Ihre Rechte kennen schützt Sie
Festnahmen sind Ausnahmesituationen – aber kein rechtsfreier Raum. Je besser Sie Ihre Rechte kennen, desto besser können Sie sich schützen. Denken Sie immer daran:
Schweigen.
Anwalt kontaktieren.
Keine Aussagen ohne rechtlichen Beistand.
Sie haben das Recht, sich zu verteidigen – nutzen Sie es richtig.