Verkehrsunfall – Was tun?
Ein Moment der Unachtsamkeit, ein Bremsweg zu lang – und schon ist es passiert: ein Verkehrsunfall. Ob kleiner Blechschaden oder schwerwiegender Crash – viele wissen in dieser Stresssituation nicht, was rechtlich zu tun ist. Wer trägt die Schuld? Muss die Polizei gerufen werden? Und was passiert mit der Versicherung?
In diesem Artikel erfährst du, wie du dich nach einem Unfall richtig verhältst und welche verkehrsrechtlichen und versicherungstechnischen Aspekte du beachten solltest.
1. Erste Schritte am Unfallort
Ruhe bewahren – Sicherheit geht vor
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Warnblinkanlage einschalten
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Warnweste anziehen
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Warndreieck aufstellen
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Verletzte versorgen und ggf. Notruf (112) wählen
Auch wenn du dir sicher bist, dass „nichts passiert“ ist – Pflichten hast du in jedem Fall!
2. Muss die Polizei gerufen werden?
Nein – nicht in jedem Fall. Bei einem Bagatellschaden ohne Personenschäden genügt es oft, die Daten mit dem anderen Beteiligten auszutauschen. Aber:
👉 Unbedingt Polizei rufen, wenn:
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Personen verletzt wurden
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ein hoher Sachschaden entstanden ist
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der Unfallhergang unklar ist oder Streit entsteht
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Alkohol oder Drogen im Spiel sind
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ein ausländisches Fahrzeug beteiligt ist
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ein Wildunfall vorliegt
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öffentliches Eigentum (z. B. Laterne, Leitplanke) beschädigt wurde
Ohne Polizei kann es später schwierig werden, den Hergang oder die Schuldfrage zu beweisen.
3. Was du tun musst – und was du nicht tun solltest
Du bist verpflichtet:
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Anzuhalten
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Unfallstelle zu sichern
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Erste Hilfe zu leisten (wenn nötig)
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Daten anzugeben (Name, Anschrift, Kfz-Kennzeichen, Versicherung)
Du solltest vermeiden:
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Schuld vorschnell einzugestehen („Das war meine Schuld“)
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Ohne Einigung einfach weiterzufahren (Fahrerflucht!)
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Beweise zu vernichten oder Fotos zu unterlassen
📸 Tipp: Mach immer eigene Fotos vom Schaden, Umfeld, Bremsspuren und Ampeln!
4. Unfallaufnahme: Wer ist wofür zuständig?

5. Was bedeutet „Unfallflucht“?
Wer sich unerlaubt vom Unfallort entfernt, begeht eine Straftat nach § 142 StGB. Das kann zu:
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Geldstrafe oder Freiheitsstrafe
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3 Punkten in Flensburg
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Führerscheinentzug führen
Selbst bei kleinen Parkremplern gilt: Warten (mind. 30 Minuten) oder Polizei informieren!
6. Versicherungsfragen: Wer zahlt was?
Die Kfz-Haftpflichtversicherung:
Deckt Schäden am gegnerischen Fahrzeug und ggf. bei verletzten Personen. Sie ist gesetzlich vorgeschrieben.
Die Vollkaskoversicherung:
Zahlt auch eigene Schäden, z. B. bei selbst verschuldetem Unfall, Vandalismus oder Diebstahl.
Die Teilkasko:
Deckt u. a. Wildschäden, Glasbruch, Sturm, Hagel, Diebstahl – aber keine selbstverschuldeten Unfälle.
Wichtig:
Du musst den Schaden unverzüglich (innerhalb von 7 Tagen) deiner Versicherung melden – am besten sofort.
7. Streitfall: Wer hat Schuld?
Nicht jeder Unfall hat einen klaren Verursacher. Typische Beispiele:
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Beide sind gleichzeitig rückwärts gefahren → oft Teilschuld
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Einer öffnet die Tür, der andere fährt vorbei → Einzelfall
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Auffahrunfall → meist ist der Auffahrende schuld, aber nicht immer
Ein Gutachten, Zeugenaussagen oder Dashcam-Aufnahmen können helfen. Bei Unklarheiten ist ein Anwalt für Verkehrsrecht ratsam.
8. Sachverständiger oder Gutachter – wann beauftragen?
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Bei einem Schaden ab ca. 750 € (Bagatellgrenze) kannst du einen unabhängigen Gutachter einschalten.
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Die Kosten trägt i. d. R. der Versicherer des Unfallverursachers.
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Bei Totalschaden oder Streit über den Schadenumfang ist ein Gutachten besonders wichtig.
9. Verkehrsrechtliche Folgen nach einem Unfall
Abhängig vom Unfallhergang kann es zusätzlich zu:
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Bußgeldern
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Punkten in Flensburg
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Fahrverbot oder Führerscheinentzug
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Strafverfahren (z. B. bei Fahrerflucht)
kommen. Lass dich im Zweifel anwaltlich beraten – das kann finanzielle und rechtliche Nachteile verhindern.
Fazit: Richtiges Verhalten nach einem Unfall schützt dich – auch rechtlich
Ein Verkehrsunfall ist immer ein Schockmoment – aber wer Ruhe bewahrt und die richtigen Schritte kennt, ist rechtlich auf der sicheren Seite. Dokumentiere alles, informiere deine Versicherung und zieh bei Bedarf Fachleute hinzu.
Wichtig: Auch wenn der Schaden klein scheint – fahr niemals einfach weiter. Das kann weitreichende rechtliche Folgen haben.